»Du kommst aus Arsch!«, habe er gesagt und Secks Kopf über den steinigen Boden gerieben.

»Wenn du meinen Freund noch einmal anfasst, töte ich dich« / Spiegel + / Juni 2019

Haben Wachmänner in Bamberg mehrere Asylbewerber drangsaliert? Eine investigative Recherche im Team mit Veronika Völlinger.

Maguette Seck, 25, sitzt in einem Industriegebiet der italienischen Provinzhauptstadt Padua auf einer Bank. Er trägt zerrissene Jeans, die seine Knie entblößen. Auf dem linken Knie ist eine kleine Narbe zu erkennen. Seck sagt, die Narbe stamme aus Deutschland. Dorthin war er 2016 aus dem Senegal gekommen.“ Aber als die Wachmänner in Bamberg versucht haben, mich zu töten, ging ich auch von dort weg“, sagt er.

Fragt man Seck, was passiert sei, erzählt er folgende Geschichte: Am 27. September 2017 habe er in dem Bamberger Flüchtlingsheim in der Kantine zu Abend gegessen. Ein zweiter Senegalese namens Jean S. sei auch da gewesen. Nach dem Essen hätten sie etwas Brot eingesteckt, weil sie noch hungrig gewesen seien, obwohl sie gewusst hätten, dass es verboten war. Als Jean S. die Kantine verlassen wollte, habe ihn ein Wachmann am Kragen gezogen. Jean S. habe das Brot nicht herausgeben wollen. Er habe sich gewehrt und versucht, den Wachmann zu schubsen. Da habe ihm ein anderer Wachmann Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Daraufhin sei Jean S. zu Boden gegangen und habe nach Wasser gerufen.

Er, Seck, sei deshalb losgerannt, um Wasser für seinen Freund zu holen. Doch er sei nicht weit gekommen. In der Zwischenzeit seien ungefähr 20 weitere Wachmänner eingetroffen. Einer mit schwarzer Weste sei auf ihn, Seck, zugekommen und habe ihn zu Boden gedrückt. „Du kommst aus Arsch!“, habe er gesagt und Secks Kopf über den steinigen Boden gerieben. Kurz darauf sei derselbe Wachmann auf Jean S. zugegangen, der immer noch nach Wasser gerufen habe. Der Wachmann habe gesagt: „Du willst Wasser? Dann nimm das!“ Dreimal habe der Wachmann dann Jean S. das Knie ins Gesicht gestoßen und auf Englisch gerufen: „Wenn du meinen Freund noch einmal anfasst, töte ich dich.“ So erzählt es Seck in einem Gespräch mit dem SPIEGEL in Padua vor einigen Monaten, so berichten es Augenzeugen.

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Foto: Katharina Meyer zu Eppendorf